Distel-Studio Berlin-Friedrichstraße

Für die Bewohner von Charlottenburg bildet der Bahnhof Zoo eine „magische“ Grenze und alle Aktivitäten die jenseits dieser Grenze liegen, also z.B. in Berlin-Mitte sind mit einem größeren Fahrtaufwand und Umständen verbunden. Ich merke dass immer wieder und deshalb muß ich mir meistens einen Tritt geben, um mich dahin aufzuraffen. Auch eine Radtour entlang der Spree ins Zentrum im Sommer ist für uns schon eine kleine Reise.

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Nun bekam ich kürzlich eine Einladung  in das  Distel-Studio, die vor etwa 1 Jahr eröffnete kleinere Kabarett-Bühne in der Distel an der Friedrichstraße. Sicher ist mir der rote Schriftzug dieses Kabaretts nicht unbekannt und fiel mir oft ins Auge, sehr oft schon bin ich daran vorbeigelaufen. Doch es ist sehr interessant, diesen Ort hautnah zu erleben. Ich liebe neue Orte.

An dem Abend trat dort Moritz Neumeier auf mit seinem Programm:  Satire macht frei/Kein Scheiß-Regenbogen.

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Moritz Neumeier stammt aus der Gegend um Itzehoe nicht weit von Hamburg und es war faszinierend diese One-Man-Show zu erleben, die weitestgehend improvisiert ist und das meist junge Publikum einbezieht. Es gab jedenfalls viel zu lachen.

Moritz Neumeier ist  Kabarettist, Autor und Poet und sein Humor ist ganz besonders und berührt; vielleicht auch deshalb, weil er noch so jung ist.

Aber ich muß dazu sagen, dass mir das norddeutsche Idiom nicht fremd ist und ich ohnehin meine, dass sich Hamburger und Berliner im Naturell ähneln. Beide haben ein gewisses Selbstbewusstsein und Selbstverständnis, was sich aber womöglich aus ganz anderen Quellen speist und doch können beide ganz gut miteinander. Ich kann auf jeden Fall gut mit „Nordlichtern“.

Das Distel-Studio ist vor kurzem völlig neu hergerichtet worden und bietet für Kabarett- und Comedyvorstellungen einen sehr schönen Rahmen.

Das Programm soll für ein jüngeres Publikum gestaltet werden und man ist dabei , neue Talente an das Haus bringen und will dabei auch mehr politische Inhalte einbeziehen. Eigentlich ist die Lage an der Friedrichstraße dafür hervorragend, denn die Universität ist ja gleich um die Ecke. Hier in diesem Distel-Studio kann man einiges ausprobieren.

Bei meinem Besuch hatte ich auch Gelegenheit, mal hinter die Kulissen zu schauen und ich fand es sehr interessant, auch etwas über die Geschichte des Hauses zu erfahren.

Früher befanden sich hier Büros der Verwaltung des Admiralspalasts, der ja gleich nebenan liegt. Das Haus ist etwa 100 Jahre alt und wurde auch früher schon als Kino und Veranstaltungsraum genutzt.

Schön, wieder einen interessanten Ort gefunden zu haben.

Hier komme ich bestimmt noch mal längs!

Der kleine Chinese oder Kampf um Milch

An diesem heißen Juni-Nachmittag noch zum Drogeriemarkt. Nein danke! Doch das Klopapier ist alle, was soll’s. Rauf aufs Rad und der Einkauf wird rasch erledigt.

Gleich rechts drinnen am Eingang neben dem Seifenregal steht ein kleiner Chinese. Ich habe ihn noch nie gesehen. Doch das geht mir oft mit asiatisch aussehenden Menschen, dass ich mit dem Wiedererkennen Probleme habe.

Er kommt auf mich zu und fragt freundlich, doch mit leiser Stimme:

„Haben Sie einen Moment Zeit, um mir zuzuhören.“ Und beinahe flehentlich: „Können Sie mir bitte bei einem Problem helfen?“

Ich bin ganz überrascht. Geht es bei ihm um eine neue Sekte oder will er mir was aufschwatzen?

„Ich will Baby-Milch kaufen, doch die hier an der Kasse geben mir das nicht.“

„Warum?“

„Heute habe ich schon zwei gekauft. Die geben mir nicht mehr!“

„Wie bitte? Wo gibt’s denn sowas?

In mir regt sich Widerstand. Ich gehe innerlich in Opposition zu dem Laden.

Der Chinese sagt dann noch: Unsere Regierung ist an allem schuld.

Es ist eng in unserem Gang, andere Kunden drängeln nach und mir entgeht auch nicht, dass die Mitarbeiterinnen des Geschäfts uns beäugen. Langsam bewegen wir uns also zu dem Regal mit der Babynahrung weiter hinten. Davor bleiben wir stehen. Mir ist nicht ganz klar, was  er von mir erwartet, also frage ich mich wappnend: „Soll ich Ihnen das sponsern, oder wie ist das gemeint?“

„Nein, nein, ich habe Geld.“ Er zieht sein Portemonnaie und wedelt mit einem 20,00 €-Schein.

„Also gut, dann kaufe ich 1 Paket für Sie und geben Ihnen draußen das Wechselgeld wieder.“

Er: „Am besten gleich 2 Pakete.“ Und er nimmt ein zweites Paket von der Folgemilch aus dem Regal und drückt es mir ebenfalls in die Hand.

Wir trennen uns und ich hole dann noch das Klopapier aus dem anderen Regal. An der Kasse reihe ich mich in die Feierabendschlange ein. Doch bald bin ich dran und als die Kassiererin die Milchpakete sieht, fragt sie streng;

„Sind die für Sie?“

„Für meine kleine Enkeltochter!“

Eine andere Kassiererin, vielleicht die Leiterin des Marktes tritt hinzu, guckt ihrer Kollegin über die Schulter und sagt bestimmend:

„Nein, so geht das nicht, die kaufen hier alles auf und für unsere deutschen Babys bleibt nichts. Die kriegen dann gar nichts, so geht das nicht. Bei uns sind ständig die Regale leer…es gibt schon Lieferschwierigkeiten. Die Zentrale hat uns Anweisungen erteilt.

Der Herr da, der hat heute schon zwei gekauft, der hat Sie doch bestimmt angesprochen.“ Die an der Kasse setzt noch nach: „Warum machen Sie das?“

und nimmt die beiden Milchpackungen entschlossen vom Band und stellt sie beiseite.

Mir ist die Sache jetzt etwas peinlich. Doch habe ich keinen Zweifel über mein Tun.

Am Ausgang steht wieder der kleine Chinese. Ich drücke ihm den 20,00 Euroschein in die Hand. Er guckt sehr traurig und ich sage ihm, dass es mir sehr leid tut.

Also mit dem Klopapier wieder aufs Rad und nach Hause. Ich  gehe gleich ins Internet und gebe bei der Suchmaschine ein: „Babymilch China“. Da gibt es viele Presseberichte über einen Baby-Milchskandal in China.

Jetzt weiß ich mehr Bescheid.

Würde mich interessieren, was ihr so denkt.